PRO BAHN Pressemeldungen aus Bayern

Herausgeber:  PRO BAHN Regionalverband Oberbayern

Pressemeldung vom 06.07.2011

Nach Olympia-Nein: Bayerische Verkehrspolitik vor Scherbenhaufen

Sofort-Maßnahmen im Bahnbereich notwendig


Mit dem heutigen "Nein" zu Olympia steht die bayerische Schienenverkehrspolitik vor einem Scherbenhaufen: Die Staatsregierung hat entgegen allen Empfehlungen nur auf den zweiten S-Bahn-Tunnel für München gesetzt, als ob davon quasi das gesamte Heil der Bahn im Freistaat abhängen würde. Die Verknüpfung von Finanzierung und Zeitplan dieses Projekts mit Olympia war im Grunde bereits eine Bankrotterklärung der bayerischen Verkehrspolitik.

Damit steht die Staatsregierung jetzt zum zweiten Mal nach dem Transrapid-Aus wieder vor dem bahnpolitischen Nichts. Welche Vorschläge und Planungen zum Bahnknoten München wurden bisher umgesetzt oder sind umsetzungsreif? Antwort: keine! Und das nach mehr als zehn Jahren Planungsaufwand.

"Aus diesem Desaster muss gelernt werden - wir brauchen jetzt endlich Projekte, die auch umgesetzt werden können. Sie müssen für sich alleine Wirkung erzielen, und dürfen nicht abhängig von Flughäfen, Olympia oder anderen externen Ereignissen sein" so Andreas Barth, Münchner Sprecher des bundesweit tätigen Fahrgastverbandes PRO BAHN.

Dringend notwendig ist beispielsweise der Ausbau der Bahnstrecke München - Garmisch: Der neuen Fahrplan ab 2013 kann nur mit einem teilweise zweigleisigen Ausbau zuverlässig gefahren werden. Auf diese Maßnahme kann auch ohne Olympia 2018 auf keinen Fall verzichtet werden.

Neben anderen Zulaufstrecken im Ballungsraum München - genannt sei die Strecke nach Mühldorf sowie die S-Bahn-Linien, die immer noch keine eigenen Gleise haben - sollte man im Tourismusland Oberbayern auf Verkehrsverlagerung setzen. So bleibt die Wiedererrichtung der Königseebahn auch ohne Olympia ein wichtiger Schritt zur Stärkung des sanften und nachhaltigen Tourismus.

Seit der zweite S-Bahn-Tunnel erfunden wurde, gibt es in München keine Fortentwicklung bei der S-Bahn. Diese Stillstand ist dringend aufzubrechen. Als Sofortmaßnahme sollte der Umbau des Bahnhofs Laim zusammen mit dem Bau der dortigen Umweltverbundröhre so schnell wie möglich umgesetzt werden. "Dies kann völlig unabhängig von der Frage einer zweiten S-Bahn-Röhre geschehen - man muss nur wollen", stellt Andreas Barth fest. Ebenso dringend notwendig ist ein Umbau der Gleisanlagen westlich des Bahnhof Pasing. "Dass sich hier die Züge gegenseitig behindern, ist seit Jahren bekannt. Aber auch hier hat der zweite S-Bahn-Tunnel alle Planungskapazität abgezogen", so Barth weiter.

"Anstatt wie das Kaninchen auf den zweiten Tunnel und dessen fehlende Finanzierung zu starren, müssen endlich mal die unstrittigen Projektteile angegangen werden. Falls später wieder Geld da ist, können diese immer noch für einen weiteren Tunnel genutzt werden" so Andreas Barth weiter.

An der nun folgenden Diskussion und den Entscheidungen wird sich zeigen, ob "grüne und nachhaltige Spiele" nur ein jetzt überholtes Marketingargument war, oder ob die Politik ernsthaft die Gewichte zugunsten einer zukunftsfähigen Region neu setzen will. "Die Olympia-Enstscheidung und ihre Konsequenzen müssen zu einem Umdenken in der Verkehrpolitik führen", fordert Andreas Barth. "Sonst sind die Folgen für die Bürger doppelt schmerzhaft".

Rückfragen bitte an Andreas Barth, aba@muenchen.pro-bahn.de
oder an die Geschäftsstelle unter (089) 530031

v.i.S.d.P.: Andreas Barth